Was haben wir aus der Sturmflut gelernt?
Anlässlich der Eröffnung des Wassermanagementzentrumsenters in Roskilde lud das POSEIDON-Projekt im Juni 2024 zu einem Workshop ein, bei dem Erfahrungen zur Ostsee- Sturmflut ausgetauscht wurden, die im Oktober 2023 sowohl entlang der dänischen als auch der deutschen Küste massive Schäden verursacht hatte.
Zu den Teilnehmern gehörten der Dänische Meteorologische Dienst (DMI), mehrere dänische und deutsche Katastrophenschutzbehörden sowie eine Reihe privater Unternehmen, die mobile Lösungen für den Umgang mit Überschwemmungen entwickeln, wie beispielsweise Wasserschlauch-Systeme. Der Workshop fand in Zusammenarbeit zwischen Corolab, der Universität Kiel und der Süddänischen Universität (SDU) statt.
Die Teilnehmer diskutierten über die Wirksamkeit, Anwendbarkeit und Grenzen der verschiedenen Maßnahmen, die bei einer Sturmflut zur Verfügung stehen. In diesem Artikel stellen wir die Ergebnisse der Diskussion vor.
Herausforderungen bei sanften Lösungen
In die Kategorie harte Maßnahmen fallen konventionelle Küstenschutzwerke, wie Deckwerke, Deiche und Wellenbrecher, die sich gegenseitig beeinflussende, irreversible Veränderungen im Naturraum bewirken. Diese sind jedoch teuer und es ist nicht möglich, alle Küstengebiete auf diese Weise zu schützen. Insbesondere Hausbesitzer und Touristen scheinen naturbasierte Lösungen und “weiche“*,d.h. mobilere Lösungen zu bevorzugen. Diese Art der Lösungen birgt jedoch einige Schwachstellen, beispielsweise bei falscher Installation und Anwendung. Daher besteht eines der Verbesserungspotenziale darin, Wissen über die Lösungen und ihre Anwendung in einem bestimmten Gebiet zu sammeln – und die Rettungsdienste im richtigen Umgang mit den Lösungen zu schulen.
Kommunizieren die verschiedenen Akteure gut genug miteinander?
Die Zusammenarbeit zwischen Kommunen und Versorgungsunternehmen funktioniert, aber die Rettungsdienste verfügen nicht über ausreichende Kapazitäten. Darüber hinaus wurde während des Workshops erwähnt, dass es von großer Bedeutung ist, wie schnell und einfach die Verwendung eines Wasserschlauchsystemes ist.
„Die dänischen und deutschen Teilnehmertauschten ihre Erfahrungen aus. Dabei zeigten sich grenzübergreifend nige Unterschiede zwischen den beiden Ländern“, berichtet Martin Thuesen, Entwicklungsleiterbei Corolab.
In Dänemark wird 36 Stunden vor Überschreiten eines kritischen Wasserstandes für jeden Hafen oder Standort eine Warnung ausgegeben. Im Workshop wurde die Genauigkeit der dänischen Warnsysteme als gut bewertet. In Deutschland hingegen bestehteher Bedarf, die Vorhersagegenauigkeit auf lokaler Ebene zu verbessern.
Was können Sie tun?
In einer Notsituation stehen oft nur wenige Tage für die Vorbereitung und Organisation zur Verfügung. In Deutschland gibt es verschiedene Warnstufen. Und es kann schwierig sein, zu verstehen, wie diese zu interpretieren sind, welche Vorbereitungen erforderlich sind und wo man konkretere Informationen über die Sturmflut findet. Es werden häufig Warnungen herausgegeben– und nicht alle erfordern, dass die Bürger aktiv werden.
Daher ist es enorm wichtig, dass auch die Zivilbevölkerung lernt, sich bei solch heftigen Stürmen selbst zu schützen. Genau dieses Wissen können die Bürger in Dänemark in einem Kurs erwerben, der von der Bürgerwehr angeboten wird. Der Kurs ist kostenlos und dauert zwei Stunden. Darin lernen die Bürger, wie sie sich auf eine Sturmflut vorbereiten, ihr vorbeugen und ihr entgegenwirken können.
Auch in Deutschland gibt es Kurse, die für alle Bürgern zugänglich sind. Außerdem gibt es ein kostenloses E-Book, das beschreibt, was man als Hausbesitzer bei Unwettern tun kann.Darüber hinaus kann man sich als Bürger darüber informieren, was zu tun ist, wenn das eigene Haus überflutet ist, welche Versicherungen die Schäden decken und vieles mehr.
* Den weichen Maßnahmen werden naturnahe Formen des Küstenschutzes wie z.B. Sandaufspülungen oder Salzwiesen zugeordnet.
Links zu weiteren Informationen:
- Weitere Informationen zum dänischen Warnsystem finden Sie hier: https://www.dmi.dk/hav-og-is/temaforside-stormflod/stormflodsvarsling/
- Kriseparat Klima – kostenloser 2-stündiger Kurs in Dänemark: https://beredskab.dk/borgerberedskabet/kriseparat-klima-gratis-kursus/
- Kurs in Deutschland – z.B. Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein: https://www.verbraucherzentrale.sh/starkregen-ueberschwemmung-hitze-und-sturm-87425
- In Deutschland gibt es eine Reihe von Broschüren, die bei Behörden und Ämtern erhältlich sind. Sie sind auch auf dieser Website verfügbar: https://www.schleswig-holstein.de/DE/landesregierung/themen/kueste-wasser-meer/wasserstarkSH/imErnstfall